TELESCOPIUM
TELESCOPIUM-Lilienthal gemeinnützige Stiftungsgesellschaft mbH
Die TELESCOPIUM-Lilienthal Stiftungsgesellschaft (TLS) wurde nach mehrjähriger intensiver und mehrfach veränderter Planung als Rekonstruktion des 27-füßigen Teleskops des Lilienthaler Oberamtmanns und Astronomen Johann Hieronymus Schroeter im Jahr 2015 umgesetzt. Es ist aus dem ursprünglichen Projekt mit einem Science-Center, dem Aufbau historischer Beobachtungsstationen und einem Planetarium hervorgegangen. Diese Pläne ließen sich aus kostentechnischen Gründen alle nicht umsetzen. Am Ortseingang Lilienthals entstand entsprechend der technischen Beschreibung von Schroeter der originalgetreue Nachbau seines Newton-Spiegelteleskops mit einem Spiegeldurchmesser von 50 cm und 8 Meter Brennweite. Die sog. Montierung, mit der das Fernrohr auf das Beobachtungsobjekt ausgerichtet wird, ist eine gabelartige Holzkonstruktion, die auf einem gemauerten Turm ruht, der eine Höhe von ca. 7 Meter hat. Das Gerät mit dem Tubus, der Beobachterbühne und den darauf befindlichen Besuchern lässt sich horizontal um die Mittelachse des Turmes drehen. Der Durchmesser des äußeren Spurkreises beträgt 22 Meter. Die Höhenverstellung des Rohres mit der Optik geschieht über einen Flaschenzug.
Zur Kompensation der Erddrehung wird das Teleskop über Zahn- und Spindeltriebe vom Beobachter selbst mit der Hand bewegt. Der seitliche Einblick in das Rohr mittels Okular ist am oberen Rohrende auf der Plattform, die Platz für mehrere Personen bietet. Der Zugang zur Plattform ist über eine Treppe im Turm oder über eine separate äußere Leiterkonstruktion möglich. Das Instrument ist baulich und sicherheitstechnisch dem heutigen Stand der Technik angepasst, wobei die historisch überlieferte Handhabung grundsätzlich beibehalten wurde. Ziel ist es, zu zeigen wie und mit welcher Technik vor mehr als 200 Jahren astronomische Beobachtungen durchgeführt wurden und zu welchen Ergebnissen und Erkenntnissen die Astronomen der Zeit kommen konnten. Es wurde im Jahr 2020 eine gleichnamige Arbeitsgruppe gegründet, der ich beigetreten bin, weil ich mich für die Geschichte interessiere und auch von dem Teleskop selber fasziniert bin.
— AG beigetreten
2020
Telescopium Lilienthal
Am 28. November 2015 war es endlich soweit. Der langgehegte Wunsch von Klaus-Dieter Uhden (kurz: KDU) ging mit dem Schroeter-Teleskop-Nachbau, rund 15 Jahre nach der Idee, in Erfüllung und wurde eingeweiht. Das Projekt ist unter dem Namen Telescopium Lilienthal geplant und umgesetzt worden. Die Gründung der Astronomischen Vereinigung Lilienthal (AVL), die unter anderem durch KDU im Jahr 2000 ins Leben gerufen wurde, hatte ursprünglich dieses Ziel gehabt und es bis heute in ihrer Satzung stehen. Die AVL ist ein Kooperationspartner des Telescopium-Projektes und bietet seitdem auch alle Führungen für Hobbyastronomen ehrenamtlich an. In Buten und Binnen gab es zur Fertigstellung einen Fernsehbeitrag, der über den Aufbau und die Fertigstellung berichtete sowie kurz auf die Hintergrundgeschichte einging. Die Festrede wurde durch den früheren Astronauten und jetzigen ESA-Direktor für "Bemannte Raumfahrt und Betrieb" Thomas Reiter vorgetragen, der einen schönen Ausblick auf die kommenden Aufgaben und Herausforderungen im Weltraum gab. Die Abbildungen zeigen das Schroeter-Teleskop bei der Einweihung.
Johann Hieronymus Schroeter
Dem Amtmann und Amateurastronom Johann Hieronymus Schroeter hat man diese Skulptur im Jahre 2015 in Lilienthal errichtet. Sie steht vor der Volksbank eG an der Hauptstraße und stammt aus dem Wettbewerb "Skulpturen entlang der Straßenbahnlinie 4". Der Worpsweder Bildhauer Christoph Fischer hat sie entworfen und damit den dritten Preis in diesem Wettbewerb erreicht. Johann Hieronymus Schroeter war Astronom, Jurist und ab dem Jahr 1782 Amtmann in Lilienthal. Er war einer der bekanntesten und bedeutendsten Astronomen seiner Zeit, obwohl er die Astronomie nur als Amateur neben seinem Beruf als Amtmann betrieb. Schroeter schuf im Amtsgarten hinter der Klosterkirche eine Sternwarte, die zu seiner Zeit die bedeutendste auf dem europäischen Festland war. Er gilt als Begründer der modernen Selenografie der Wissenschaft zur Erforschung der Mondoberfläche. Im September 1800 erfolgte die Gründung der "Vereinigten Astronomischen Gesellschaft" in Lilienthal, zu deren ersten Präsidenten Schroeter gewählt wurde. Auslöser war die weltweite Suche nach dem nächsten Planeten, der sich laut Berechnungen zwischen Mars und Jupiter befinden musste. Man fand diesen Planeten natürlich nicht, dafür aber den Asteroidengürtel mit seinen Zwergplaneten, der bis dahin völlig unbekannt war. Zu seinem 275. Geburtstag gab es einen Radio-Beitrag von Radio Bremen Zwei, an dem natürlich die AVL federführend mitgewirkt hat.
Arbeitsgruppe Telescopium
Nach fünf Jahren Betrieb des Telescopium Lilienthal, in denen die AVL-Mitglieder ehrenamtlich diverse Besuchergruppen mit dem historischen Instrument bekannt gemacht haben, wurde bei der AVL die Arbeitsgruppe "Telescopium AG" im Jahr 2020 gegründet. Diese soll sich mit dem Betrieb des 27-Füßers und der astronomischen Geschichte in und um Lilienthal monatlich auseinandersetzen. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es tiefer in die Historie der damaligen Astronomen einzusteigen und den Betrieb des historischen Teleskops laufend sicherzustellen. Dadurch sollen auch mehr Interessierte für die AG gewonnen werden. Gerade die Geschichte Lilienthals, aber auch wie die Astronomen damals in der Lage waren Objekte am Himmel zu finden bzw. ohne Computertechnik Wissenschaft betrieben haben, ist faszinierend und soll in der AG behandelt werden. Die Bilder zeigen das Telescopium, wie es im Jahr 2020 inzwischen aussieht. Die Videos "Flug über das Telescopium" und "Sinkflug zum Telescopium" wurden mit einer eigenen Flugdrohne erstellt und geben einen noch besseren Eindruck von diesem einzigartigen Bauwerk wieder.
Schroeterbesuch aus den USA
Am 05. August 2012 besuchte der amerikanische Nachfahre von Johann Hieronymus Schroeter aus sechster Generation mit seiner Ehefrau Doris die Kleinstadt Lilienthal. Für diesen Besuch hatte der Heimatverein Lilienthal ein reichhaltiges Programm organisiert. Dazu gehörte neben einem Empfang im Heimatmuseum und der Besichtigung verschiedener Schroeter-Gedenkstätten auch der Besuch der AVL in Wührden. Hier bekamen sie einen Vortrag über die AVL geboten, bei der auch das Wirken des Astronomen Schroeters von mir kurz behandelt wurde. Nach dem Vortrag besichtigte man die Sternwarte, die einen sichtlichen Eindruck beim Ehepaar hinterließ. Besonders positiv kam bei beiden an, dass die Teleskope und Montierungen in den USA hergestellt worden sind. Nach gut 1,5 Stunden lebhaften Gedankenaustauschs mit vielen Erinnerungsfotos verabschiedete sich die Besuchergruppe in Wührden und fuhr zum nächsten Termin. Auf dem hier dargestellten Bild ist ein Gruppenfoto mit AVL-Mitgliedern und beiden Schroeters zu sehen. Nach seiner Ankunft in den USA bedankte sich Herbert Schroeter noch einmal für die Gastfreundschaft und beeindruckenden Erlebnisse in Lilienthal, die er wohl niemals vergessen wird. Das Telescopium gab es zu diesem Zeitpunkt in Lilienthal noch nicht. Wenn es damals schon existiert hätte, wäre er wohl noch beeindruckter gewesen.